aus oongkalkada wilderness camp 4
aus oongkalkada wilderness camp 4

Australien mit Aborigines entdecken - eine besondere Tour

Wer sich in die abgelegene Kimberley-Region im Nordwesten Australiens aufmacht, sucht etwas anderes als Luxus. Hier gibt es keine Schokolade auf dem Kopfkissen, kein Bidet und auch kein reichhaltig bestücktes Gourmet-Buffet. Jedenfalls nicht im “Nirgendwo” zwischen Broome und Derby. Und doch wird man hier - in einer der unberührtesten Wildnisregionen weltweit - mit einem der luxuriösesten Erlebnisse der Welt überrascht.

Unser TravelEssence Kollege Abel war in der Region nordöstlich von Broome unterwegs. Einer spektakulären Landschaft mit weiten Horizonten, zerklüfteten Schluchten, Felsmalereien, kristallklaren Natursteinbecken und unberührten Landstrichen. Dort hat er Neville besucht, einen Nyikina Aborigine und Besitzer des Oongkalkalkada Wilderness Camp. Neville kennt diese Region wie kaum ein anderer und was Abel mit ihm zusammen erlebte, berichtet er hier:

“Welcome to Oongkalkada, you must be hungry?”

Mein Geländewagen donnert über eine rote Sandpiste, rechts und links der Strecke goldgelbe Wildblumen so weit das Auge reicht. Ich bin an diesem Morgen frühzeitig aufgestanden, um mich auf den Weg zum Wildniscamp von Neville zu machen. Trotz Wegbeschreibung bin ich ein paar Mal falsch abgebogen, jetzt aber auf dem richtigen Weg.

Auf einer großen Lichtung stehen ein paar vereinzelte Zelte. Ich parke den Wagen und sehe mich um. Niemand scheint hier zu sein, doch da erscheint in der Ferne ein Mann. Er winkt mir einladend zu und verschwindet wieder hinter ein paar Bäumen. Ich folge seiner Einladung und kurze Zeit später stehe ich auf einer Art Terrasse. Es duftet verlockend nach gebratenen Eiern, Speck und Würstchen. Der Mann ist Neville. Er hat mich erwartet.

Nun tauchen auch Nevilles Kinder auf, sein ältester Sohn heißt Simon und hinter ihm seine jüngere Schwester Angelina. Ich bin hungrig und als ob ich bereits zur Familie gehöre, decken wir gemeinsam den Tisch und genießen zusammen die willkommene Mahlzeit. Kein Gefühl der Fremdheit, eher wie angekommen, zu Hause im hier und jetzt dieser großartigen Landschaft und bei seinen besonderen Menschen.

“We don’t go to work, we play”

Während des Essens erzählt Neville mehr über sein Heimatland. Oongkalkada erstreckt sich am Fitzroy River über viele Hektar und Hunderte von Rindern grasen bis in die entlegensten Winkel. Es ist das Land der Nyikina-Aborigines, zu denen Neville gehört. Sie haben ihn vor langer Zeit mit der Verwaltung betraut. Davor verdiente Neville sein Geld in Broome als Perlentaucher. Als sein Stamm ihn kontaktierte, machte er seinen letzten Tauchgang, warf die Taucheruhr ins Meer und machte sich auf den Weg ins Landesinnere.

Hier lebt Neville nun seit achtzehn Jahren mit seiner Familie. Regelmäßig kommen Gäste, denen er sein Land zeigt und die für kurze Zeit Teil seines Clans werden. Gemeinsam verbringt man den Tag, geht auf die Jagd, sammelt Essbares, entdeckt und lernt mehr über die Aborigines und ihre uralte Kultur. Neville weiß zu jedem Baum und zu jedem Strauch eine Geschichte zu erzählen. Er erklärt, was essbar ist und was nicht, welches Kraut als Medizin verwendet werden kann und welche Wirkung es besitzt, und zeigt, wie man einen Boomerang baut. Durch ihn lernt man schnell, seinen Blick für die Natur zu schärfen. Wo unser westliches Auge nur Wüstenlandschaft sieht, erkennt Neville seinen “Supermarkt” und seine “Apotheke". Er ist mit jedem Aborigine-Stamm in der Gegend vertraut und versteht ihre verschiedenen Dialekte. Einen besseren Guide im Outback gibt es wohl nicht -

“We only trim the fat of the land”

Simon fährt in einem weißen Pickup-Truck vor. Sein Kopf spitzt nur wenige Zentimeter über das Lenkrad. Angelina packt die Angelausrüstung auf die Ladefläche. Ein kleiner Ausflug steht an, zum Fische fangen im nah gelegenen Fitzroy River. Simon und Angelina klettern auf die Laderampe, ich sitze neben Neville. Zu dieser Jahreszeit ist der Fluss reich an Fischen. Um das zu wissen, muss Neville nur einen Blick auf die goldgelben Blüten in der Umgebung werfen. Wer genau hinsieht, erklärt er, wird im Outback nicht verhungern.

Am Fluss angekommen, geht es zu Fuß weiter. Simon und Angelina zeigen den Weg. Sie erinnern mich an meine Neffen und Nichten, nur streiten sie sich nicht darüber, wer als nächstes das IPad haben darf, sondern wie man einen frisch gefangenen Fisch am besten zubereitet - Simon und Angelina wissen bereits ebenso viel über das Leben im Busch wie ihr Vater. Wenn sie nicht in der Schule sind, gehen sie ihm zur Hand.

Von den beiden lerne ich auch, wie man eine Angel so auswirft, dass man wenig später einen zappelnden Fisch an der Angel hat. Ich habe Erfolg und Simon hilft mir, den glitschigen Kerl von der Angel zu nehmen. Er gibt mir ein anerkennendes “High Five”. Ich freue mich wie ein Kind. Neville macht ein schnelles Foto, danach darf der Fisch zurück ins Wasser. Er, Simon und Angelina haben jeder einen Barramundi gefangen. Genug für alle.

The keys to the Kimberley”

Im letzten Licht des Tages fahren wir noch etwas tiefer in den Busch hinein. Neville will mir etwas Besonderes zeigen. Als wir anhalten, geht er zu einem Baum, kniet sich hin und verschiebt ein paar Äste. Zum Vorschein kommt ein Loch in der Erde. Neville greift zu einem Glas, lässt seinen Arm in der Vertiefung verschwinden und - ich bin verblüfft - das Gefäß ist mit glasklarem Wasser gefüllt.

Das Wissen für ihr Überleben geben die Aborigines seit Urzeiten von Generation zu Generation weiter. Mündlich, durch Erzählungen oder Gesänge. Die “Songlines” durchziehen den gesamten Kontinent Australien. Mit ihrer Hilfe finden Aborigines nicht nur zu Wasserlöchern, sondern auch zu anderen wichtigen Nahrungsquellen. Sie sind ihre Landkarten, die das Wissen ihres Volkes lebendig halten.

Fasziniert, nachdenklich und ehrfürchtig sitze ich abends am Lagerfeuer und sehe den züngelnden Flammen zu. Hinter der rauhen Landschaft der Kimberley liegen unzählige Schätze verborgen, die es noch zu entdecken gilt. Was für ein Luxus, hier leben zu dürfen!

Mein Blick folgt einem stiebenden Funken nach oben und verliert sich in der unbeschreiblichen Anzahl glitzernder und funkelnder Sterne. Schade, dass ich mich bereits morgen früh wieder von Neville und seiner Familie verabschieden muss. Aber schön, um ein paar unvergessliche Erfahrungen und Augenblicke reicher zu sein.

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